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Verband der Privatkrankenanstalten Österreichs

Ein gutes Bauchgefühl – Dr. Stefan Kastner über Vertrauen in Ärzt:innen, Roboter und Kolleg:innen

Um Vertrauen haben zu können, ist eines entscheidend: das Bauchgefühl. Aber wie steht es um das Vertrauen, wenn der Bauch selbst unter die Lupe genommen wird? Dr. Stefan Kastner ist als Wahlarzt an der Privatklinik Hochrum in Tirol tätig und als Facharzt für Chirurgie auf Eingriffe im Magen/Darm-Trakt spezialisiert. Er weiß: Auch wenn es sich – wie etwa bei Magen- und Darmspiegelungen um Routineuntersuchungen handelt, sind diese für die Patient*innen häufig mit Angst behaftet. Dabei sind die genannten Untersuchungen zur Krebsprophylaxe für die Risikogruppen essenziell…

Dr. Kastner, was ist zentral, damit die Patient*innen trotz aller Befürchtungen Vertrauen in Sie als Arzt haben können?

Vertrauen zwischen Ärzt*innen und Patient*innen zu schaffen, folgt keinem einfachen Rezept. Ich persönlich versuche in einem Aufklärungsgespräch das Tage vor der Untersuchung stattfindet, Vertrauen zu schaffen. Die zeitliche Distanz gibt meinen Patientinnen das Gefühl noch rechtzeitig „nein“ sagen zu können. Neben der einfühlsamen Gesprächsführung zählt klare Information, die schriftlich und mündlich angeboten wird. Ich versuche dabei direkt mögliche Komplikationen anzusprechen und deren Wahrscheinlichkeit in Relation zum Erfolg – im Falle der Darmspiegelung der Vermeidung von Darmkrebs – zu setzen. Anschließend gebe ich ausreichend Raum für Fragen und die Formulierung von Ängsten oder gar Diskussion bereits negativer Erfahrung wie erlittene Schmerzen bei früheren Untersuchungen. Viele meiner Patient*innen treffen mich im Rahmen eines derartigen Aufklärungsgespräch das erste Mal, eine offene Gesprächskultur mit einer Portion motivierenden Humors ist mein Weg, Vorbehalte abzubauen. Ein zentraler Moment der Vertrauensbildung findet jedoch schon vor meinem Aufklärungsgespräch statt: Der Erstkontakt zu meinem Personal am Telefon bzw. in der Ordination muss von Empathie und Professionalität getragen sein.

Schon jetzt gibt es auch im Bauchraum Operationen, die mit Roboter-Hilfe durchgeführt werden: Würden Sie Ihren Patient*innen empfehlen, ihr Vertrauen auch in Maschinen zu setzen?

Man stellt sich unter Roboter-Operationen häufig Eingriffe vor, die auch in den Entscheidungen von Maschinen getragen werden. In der Realität ermöglicht uns ein Operationsroboter Bewegungen mit Instrumenten im Körper unserer Patient*innen durchzuführen, die sonst nicht möglich wären. Es wird jedoch weiterhin jede einzelne Bewegung von einem Operateur veranlasst. Ist die Roboterchirurgie – nicht zuletzt aufgrund der enormen Kosten – noch wenige Operationen eingeschränkt, so sind es schon einige Maschinen, die am Gelingen einer jeden Operation beteiligt sind. Das beginnt schon bei den Narkosegeräten und den Überwachungsgeräten über verschiedene Diathermiegeräte, die mit gezieltem Strom Blutungen stillen oder Gewebe schneiden können bis zu modernen Klammernahtgeräten und der Kameratechnik beispielsweise im Rahmen einer Bauchspiegelung. Alle diese „Maschinen“ helfen uns, unsere Patient*innen noch schonender und präziser operieren zu können. Die Sicherheitsvorkehrungen dieser Geräte und die umfassenden Schulungen des sie bedienenden Personals sind die Grundlage dafür, dass nicht nur die Chirurg*innen sondern auch deren Patient*innen dieser Technik vertrauen können. Doch bei all dieser Technik liegt die letzte Entscheidung in jedem Schritt bei den Ärzt*innen.

Auch Sie als Arzt müssen vertrauen: Zum Beispiel in Ihr OP-Team. Wie wichtig ist ein vertrauensvoller Umgang im Team für das Gelingen einer Operation? Wie kann hier Vertrauen aufgebaut werden?

Der Erfolg eines Eingriffes durch ein eingespieltes, vertrautes Team mit flacher Hierarchie und guter Fehlerkultur wurde in zahlreichen Studien belegt und senkt Komplikationsraten. Der wertschätzende Umgang mit dem Team, klar definierte Aufgaben, offene und gut verständliche Kommunikation und die Vorstellung neuer Teammitglieder sind neben der fachlichen Kompetenz jedes Einzelnen und der Vorbereitung auf den Eingriff Grundlage für das Vertrauen unter den Teammitgliedern. Vertrauen senkt den Stresslevel und damit die Fehlerrate.

Weit verbreitet ist das Bild der Ärzt*innen als „Götter in Weiß“ – Sie wissen jedoch, dass es sich bei ihnen um Menschen aus Fleisch und Blut handelt. Können Sie sich vertrauensvoll in die Hände Ihrer Kolleg*innen begeben?

Gott sei Dank, ist das „Bild der Götter in Weiß“ aus der Mode gekommen und Ärzt*innen sind als Menschen in der Wahrnehmung bei unseren Patient*innen angekommen, womit eine Kommunikation auf Augenhöhe ermöglicht wird. Ich selbst habe trotz Kenntnis über alle möglichen Komplikationen großes Vertrauen in die mich behandelnden KollegInnen. Mein Vorteil als Arzt ist hier natürlich, dass sich mich zumeist jene Kolleg*innen behandeln, mit denen ich schon jahrelang gemeinsam Patient*innen versorge und deren Kompetenz und Empathie ich deshalb kenne und schätze. Genau aus diesem Grund sehe ich auch die Empfehlung anderer KollegInnen, die meine Patient*innen weiterbehandeln sollen als so wertvoll an.