News

Verband der Privatkrankenanstalten Österreichs

„Rehabilitation muss noch näher an der Lebenswirklichkeit sein.“

Wo steht die Rehabilitation in Österreich? Laut Mag. Stefan Günther, Generalsekretär des Verbands der Privatkliniken Österreichs gibt es trotz hervorragender Leistungen noch immer Optimierungsbedarf. Inwiefern dabei Mehrfacherkrankung, Telemedizin und die/der einzelne Patient/in eine Rolle spielen, beantwortet er im Interview.

Herr Mag. Günther, wie gut ist Rehabilitation in Österreich?

Im internationalen Vergleich verfügt Österreich über ein hervorragendes Gesundheitssystem, von dem die Rehabilitation ein integraler, essenzieller Bestandteil ist. Das ist keine Selbstverständlichkeit! Trotzdem gibt es natürlich Optimierungsbedarf.

Wo sollten Optimierungsmaßnahmen ansetzen?

Rehabilitation muss noch näher an der Lebenswirklichkeit sein. Die Dreigliedrigkeit von stationärem Krankenhausaufenthalt, Rehabilitation und ambulanter Behandlung zerfällt immer mehr und dabei steigen die Anforderungen an die Rehabilitation, besonders hinsichtlich der ergänzenden Diagnostik und ganzheitlichen Betrachtung des Krankheitsgeschehens. Hier sehe ich vor allem politischen Handlungsbedarf: Es bedarf in erster Linie einer Vernetzung der verschiedenen Phasen – akut und post-akut. Wissenschaftlich ist zudem noch erwiesen, dass Rehabilitationsmedizin auch schon vor einer Operation sehr positive Effekte auf die spätere Heilung und Wiederherstellung hat. Die Weichen müssen so gestellt werden, dass eine engere Verschränkung und Zusammenarbeit der verschiedenen Gesundheitsanbieter stattfinden kann.

Immer mehr Menschen sind von chronischen Krankheiten betroffen – wie kann Rehabilitation hier hilfreich sein?

Nicht nur chronische Krankheiten sind ein zentrales Thema: Die Menschen werden zudem immer älter, immer mehr sind auch von Multimorbidität betroffen, d.h. sie leiden unter mehreren Krankheiten. Es geht bei Rehabilitationsmedizin schon lange nicht mehr nur um Heilung oder Verbesserung eines singulären Gesundheitsproblems, sondern einfach um den bestmöglichen Erhalt von Lebensqualität und der Teilhabe am Leben. Wie das aussehen kann, ist individuell sehr verschieden. Die Teams unserer Kliniken sind daher multiprofessionell und interdisziplinär aufgestellt. Wir richten den Blick aus ganz verschiedenen Richtungen auf den Menschen, nicht auf einzelne Krankheitsbilder.

Ist die Telemedizin eine Konkurrenz für die herkömmlichen stationären Rehabilitationseinrichtungen?

Im Gegenteil! Wir würden die Verankerung und Vergütung von Telemedizin sehr begrüßen! Die meisten PatientInnen sind nach der stationären Rehabilitation überfordert, wieder im Alltag zu sein, funktionieren zu müssen und dann noch erlernten Verhaltensweisen und Übungen zu integrieren. Es ist auch hier wieder die Post-Akutphase, die mehr in den Fokus rücken muss: Nachweislich hat eine bessere Integration von Rehabilitation in den Alltag nicht nur unmittelbare, sondern ebenso im präventiven Sinne zur Vermeidung oder Verschiebung künftiger Gesundheitsbeeinträchtigungen positive Effekte. Nur wenn auch der Phase nach der Rehabilitation und damit die Prävention voll zum Tragen kommen kann, hat die Rehabilitation ihr Ziel nachhaltig erreicht!

3 Stefan Guenther VerbandPrivatkliniken C OPERNFOTO Hausleitner
Mag. Stefan Günther, Generalsekretär des Verbands der Privatkrankenanstalten Österreichs, Geschäftsführer Klinikum Austria-Rehabilitationskliniken und Reha Zentrum Münster © OPERNFOTO Hausleitner