News

Verband der Privatkrankenanstalten Österreichs

Erfolgsmodell Direktverrechnung – Interview mit MMag. Astrid Knitel, Leiterin für die Sektionen Kranken- und Unfallversicherung im VVO (Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs)

MMag. Knitel absolvierte die Studien der Rechtswissenschaften und der Psychologie in Innsbruck und Wien. Sie arbeitete mehrere Jahre im Bereich Mitarbeiterauswahl und -entwicklung in einem wirtschaftspsychologischen Unternehmen. Mitte 2016 übernahm sie die Leitung und damit Gesamtverantwortung und Betreuung für die Sektionen Kranken- und Unfallversicherung im VVO. Wir trafen Fr. Knitel auf ein kurzes Interview und fragten Sie über Ihre Erfahrungen. 

Wie wurde das System der Direktverrechnung und Kostendeckungsgarantie zwischen Krankenanstalten und Privater Krankenversicherung in Österreich eingeführt und wie hat es sich im Laufe der Zeit entwickelt?

Zurzeit kann die Direktverrechnung im Spital in Österreich von 2.19 Millionen Sonderklasseversicherten – ca. 24% der Bevölkerung – in Anspruch genommen werden. Für alle im System Beteiligten ist die Institution der Direktverrechnung ein seit Jahrzehnten praxiserprobtes Erfolgsmodell und nicht mehr wegzudenken. Die Versicherten müssen nicht in Vorleistung treten und haben Kostendeckungsgarantie. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die sehr gut funktionierende Partnerschaft und Zusammenarbeit mit den Krankenanstalten und Ärztekammern.

Die Anfänge einer Direktverrechnung zwischen privaten Krankenversicherern und Krankenanstalten finden sich bereits in den 1960er Jahren. Inhalt war und ist die Vergütung von Krankenhauskosten und Arzthonoraren für die Behandlungen und Leistungen auf der Sonderklasse im öffentlichen Krankenhaus und im Privatspital. Später in den 1980er Jahren hat sich die Praxis herausgebildet, dass die Direktverrechnung nicht mehr zwischen einzelnen Versicherungsunternehmen und einzelnen Krankenanstalten-Betreibern ausverhandelt werden. Die Vertragsverhandlungen wurden seither auf beiden Seiten kollektiv geführt. Für die private Krankenversicherung tritt dabei der Verband der Versicherungsunternehmen VVO auf. Die Direktverrechnungen gelten ausschließlich für Krankenhauskosten-Versicherungen, d.h. für medizinisch notwendige stationäre Aufenthalte in der Sonderklasse in einem Spital oder in einem Privatspital. Das System unterschiedlicher Gebühren bzw. Verpflege-Klassen gab es schon zur Zeit von Kaiser Joseph II. Das allgemeine Krankenspital in Wien war damals zur Eröffnung im Jahr 1784 in vier Klassen eingeteilt. Die erste Klasse war mit Einbettzimmer ausgestattet und wie die zweite Klasse im Voraus zu bezahlen. In der zweiten Klasse gab es Mehrbettzimmer in gesonderten Bereichen, in guter Lage und nach Geschlecht getrennt. Die dritte Klasse wurde von Stiftungen finanziert und die vierte Klasse war reserviert für die Armen und unentgeltlich. Joseph II. hat für das „Allgemeine Krankenhaus“ das Hôtel Dieu, das Pariser Zentralspital als Vorbild genommen, welches er 1777 auf seiner Frankreichreise besichtigt hatte. Anfang des 20. Jahrhunderts war bei der Festsetzung der höheren Verpflege-Gebühren der Mehraufwand zu berücksichtigen. Es war zu ermitteln, inwieweit der Personal-, Sach- und Raumaufwand den Aufwand der allgemeinen Gebührenklasse übersteigt. Das heutige Krankenanstalten- und Kuranstalten-Gesetz verweist auf den Landesgesetzgeber, unter welchen Voraussetzungen neben der allgemeinen Gebührenklasse eine Sonderklasse eingerichtet werden darf. Dabei hat die Sonderklasse durch ihre besondere Ausstattung höheren Ansprüchen hinsichtlich Verpflegung und Unterbringung zu entsprechen.

Wie könnte nach Ihrer Meinung das Abrechnungsverfahren für privat Versicherte in Österreich verbessert werden?

Im digitalen Bereich passiert so viel, wie zuletzt etwa auch die im Zuge der Gesundheitsreform verankerte verpflichtende Anbindung von Wahlärzten an ELGA. Ein Meilenstein und ein Anliegen der privat Versicherten wäre die Verbesserung des Abrechnungsprocedere bei der Einreichung von Arztrechnungen im niedergelassenen Bereich. Da zwischen Sozialversicherungsträgern und privaten Krankenversicherern kein Datenaustausch stattfindet, ist derzeit eine zweifache Einreichung von Privatarztrechnungen erforderlich. In der Regel müssen die Patienten vorerst selbst beim niedergelassenen Arzt bezahlen und anschließend eine Rückerstattung der Kosten – zuerst bei der gesetzlichen Krankenkasse und dann bei der Privaten Krankenversicherung – beantragen. Eine Wunschvorstellung wäre, dass diese Mehrfacheinreichungen wegfallen und hier Lösungen für einen digitalen, effizienten und direkten Einreichweg (‚one stop service‘) für die Versicherten geschaffen werden. Dies immer unter ausreichender Berücksichtigung sämtlicher rechtlicher und technischer Herausforderungen.

Wie hat die Digitalisierung die Zusammenarbeit zwischen privaten Krankenversicherungsunternehmen und Krankenanstalten beeinflusst?

Die zunehmende Digitalisierung des gesamten Lebensbereichs umfasst auch die Prozesse des Gesundheits- und Versicherungswesens. Den privaten Krankenversicherungsunternehmen ist und war es schon sehr früh ein Anliegen, diese Prozesse und deren Fortentwicklung aktiv zu unterstützen bzw. mit den Versicherten daran teilzuhaben. Die privaten Krankenversicherer verwenden seit über 20 Jahren gemeinsam mit den Krankenanstalten ein System, in dem die Direktverrechnungsvereinbarungen (DVVB) elektronisch abgebildet werden. Sämtliche Kommunikationswege wie die Anfrage und Abgabe von Kostenübernahmeerklärungen, Befundübermittlugen und Abrechnungen laufen über dieses elektronische System, das sogenannte EDIVKA-System (Electronic Data Interchange zwischen Versicherungen und Krankenanstalten). Die Implementierung von EDIVKA ist auch eine verpflichtende Voraussetzung für die Teilnahme an den Verträgen. Mit über 100 Krankenanstalten in Direktverrechnung wäre es heute unvorstellbar auf eine andere Art und Weise zu kommunizieren. Der elektronische Datenaustausch vereinfacht die Leistungsabrechnung, beschleunigt und regelt die Abläufe und senkt administrative Kosten.

Und was ist Ihre persönliche Erfolgsgeschichte?

Theoretisch habe ich schon in meinem Psychologiestudium viel Wissenswertes zum Thema Erfolg erfahren. Praktisch lerne ich jeden Tag neu dazu und bin überwältigt, was das Leben für uns so bereithält. Eine Erfolgsgeschichte wird meist mit Karriere oder Sport assoziiert. Ich finde Erfolg ist auf so viel mehr Ebenen präsent: etwa in der Wertschätzung zu Mitmenschen, zu Tieren und der Natur. Ein Schlüsselerlebnis für mich war und ist „positives Mindset“ und damit die Macht der Visualisierung von positiven Gedanken und des Aufschreibens von Erfolgen. Seit ich angefangen habe ein Dankbarkeits- und Erfolgsjournal zu führen und Wünsche konkret zu visualisieren, staune ich was das für eine Kraft hat. Ich schreibe darin auch Mini-Erfolge auf (z.B., wenn ich in eine enge Parklücke gekommen bin – ich visualisiere daher für mich nur mehr große Parklücken), aber auch positive Erlebnisse im Beruf (Vorträge, Ideen) und im Alltag (Beziehungen, Gesundheit). Meine persönliche Erfolgsgeschichte besteht daher aus einer Aneinanderreihung von vielen positiven und wunderschönen Erlebnissen, die ich gar nicht in Konkurrenz bringen kann und mag.

A Knitel
MMag. A.Knitel